ehemaliger Steinbruch am Kahlebusch, Dohna
tags: kahlebusch, cenoman, steinbruch, rhyolith, dohna, klippenfazies, porifera
Blick in das Gelände am Kahlbusch — eine Anhöhe oberhalb von Dohna, 2005
Wie die Brandungsklippe "Hoher Stein" in Dresden Plauen, ist auch der ehemalige Steinbruch am Kahlbusch ein Zeugnis der obercenomanen Transgression. In älterer Literatur finden sich auch die Bezeichnungen «Kahlebusch», auf einer Karte von 1781 «Der kahle Busch», sowie «Galgenberg. Im 19. & 20. Jahrhundert wurden an der oberhalb vom Stadtzentrum Dohna gelegenen Anhöhe ein Steinbruch betrieben (Foto um 1930; Abb. links). Dabei wurden mehrere taschenförmige Vertiefungen im Porphyr/Rhyolith freigelegt, die vom Abbau verschont wurden. Der ehemalige Steinbruch ist heute ein geologisches Denkmal — das «Pickern» ist also verboten.
Die im oberkarbonischem Rhyolith enthaltenen Brandungstaschen enthalten zahlreiche Fossilien der sogennanten «Klippenfazies » (Beck, 1892; Petrascheck, 1899). Diese sind Zeugnisse einer küstennahen Flachwasserfazies. Neben unmittelbar autochthonen Biozönosen (Austern-Cluster an der Taschenbasis) finden sich in derartigen Taschen auch allochthone, d.h. aus der (näheren) Umgebung eingespülte Elemente. Die eigentliche (ursprüngliche) Bedeutung von «Klippenfazies» lässt sich daher wohl nur bedingt anwenden.
Neben den beiden größten, mit groben, gut gerundeten Geröllen gefüllten Taschen (bis zu 5 m tief; Beeger & Quellmalz 1994) finden sich an der Abbaukante am östlichen Hange drei weitere Vertiefungen, die im Gegensatz dazu mit feinen Sedimenten verfüllt sind (Voigt, 1994).
«Brandungskessel finden sich auf fast allen Klippen der plenus-Zone. Sie sind entweder vollständig mit Konglomeraten (Kahlebusch bei Dohna), Schill-Kalken (Hoher Stein
) oder Mergeln (Kahlebusch, obere Taschen) gefüllt.» (Voigt, 1994). Abb. links: Profilskizze. Die schwammreichen Mergel (geringer Mächtigkeit oberhalb der unteren Tasche sind nicht eingezeichnet.
Diese feinen Ablagerungen finden sich auch im verschütteten/bewachsenem Bereich oberhalb der bereits erwähnten größeren Taschen (eigene Beobachtungen, 2011). Die gräulichen Mergel enthalten eine sehr reiche Schwammfauna. Walter Häntzschel untersuchte die Taschen 1931 und erwähnt Funde von Astrobolia plauensis (Geinitz), Siphonia geinitzi Zittel, Craticularia sp. und Chonella sp. Auch Austern, wie sie auch "[...] von allen Fundpunkten der Klippenfazies bekannt [...]"(Exogyra halitoidea, E. sigmoidea) sind.
Funde in den (unteren) Taschen von Metoicoceras geslinianum und des Belemniten Praeactinocamax plenus bezeugen, dass die Füllung während des obersten Cenomans erfolgte (Petrascheck, 1899 & Voigt, 1994). Die Verfüllung der oberen (mit Mergel gefüllten) Taschen erfolgte vermutlich im späteren Verlauf des obersten Cenomans, «[...] als die ehemalige Klippe als untermeerische Schwelle unter höherer Wasserbedeckung lag; [...]» (Wilmsen, 2010).
als geologisches Naturdenkmal ausgewiesen
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Beck, R.,
1892.
Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen: Section Pirna, Blatt 83 – (Wilhelm Engelmann) Leipzig : 1–120. e-book : https://google.com/books?id=x8sMAAAAYAAJ&pg=RA8-PA95
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Beeger, H.D. & Quellmalz, W.,
1994.
Dresden und Umgebung – Sammlung geologischer Führer (Gebrüder Borntraeger) Stuttgart 87: 1–205.
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Deichmüller, J.V.,
1882.
Ueber das Vorkommen cenomaner Versteinerungen bei Dohna – Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft ISIS in Dresden (Burdach) Dresden 1881 (2): 97–101. e-book : https://www.kreidefossilien.de/240
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Geinitz, H.B.,
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Charakteristik der Schichten und Petrefacten des sächsischen Kreidegebirges. Zweites Heft. A. Das Land zwischen dem Plauen'schen Grunde bei Dresden und Dohna. B. Fische, Crustaceen, Mollusken – (Arnoldische Buchhandlung) Dresden und Leipzig : 31–62. e-book : https://www.kreidefossilien.de/316
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Häntzschel, W.,
1933.
Das Cenoman und die Plenus-Zone der sudetischen Kreide – Abhandlungen der Preußischen Geologischen Landesanstalt, Neue Folge (Akademie-Verlag) Berlin 150: 1–158. e-book : https://www.digas.sachsen.de/idM00012-00037332
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Petrascheck, W.,
1900.
Studien über Faciesbildungen im Gebiete der sächsischen Kreideformation – Sitzungsberichte und Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in Dresden (Warnatz & Lehmann) Dresden 1899 (2): 31–84. e-book : https://www.kreidefossilien.de/250
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Pohl, T.,
1991.
Biofazielle und lithostratigraphische Untersuchungen des Grenzbereiches Cenoman/Turon an ausgewählten Aufschlüssen im Gebiet Heidenau und Dohna bei Dresden [unpublished Diploma thesis] – (TU Bergakademie, Institut für Geologie) Freiberg DA 621.
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Voigt, T.,
Voigt, S. &
Tröger, K.A.,
1994.
Fazies-Entwicklung einer ertrunkenen Felsküste – die obercenomane Monzonitklippe westlich von Dresden – Freiberger Forschungshefte: Paläontologie, Stratigraphie, Fazies (TU Bergakademie) Freiberg 2: 23–34.
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Wilmsen, M.,
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Mibus, H.P.,
Grunert, S. &
Richter, F.,
2010.
Exkursionsführer – Ablagerungen der Elbtalkreide zwischen Dresden und Schöna – Geologie, Naturkunde und Landeskultur – am 5. Juni 2010 – (Naturwissenschaftliche Gesellschaft ISIS Dresden) Dresden : 1–42.
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Digitalisat von Tafel II aus Schulze, 1770 in guter Qualität hinzugefügt. Quelle: https://books.google.de/books?id=nHJlAAAAcAAJ&pg=PA37 vor 4 Jahren, 10 Monaten