cenomane Brandungsklippe am Hohen Stein
tags: hoher stein, cenoman, plauen, brandungsklippe, klippenfazies, geinitz, plauenscher grundKarte: Der historische Fundpunkt "Hoher Stein" im südlichen Teil von Dresden, oberhalb des Plauenschen Grundes. Der Felsen ist ein Überbleibsel eines Monzonit-Steinbruches.
Die Erhaltung des Felsbuckels und des Aussichtsturmes ist mehreren glücklichen Umständen zu verdanken. So ging dieser Teil eines Steinbruches in Privatbesitz über und es wurde eine Gastwirtschaft "zum Hohen Stein" mit eben diesem Turm errichtet (1864). Doch auch nach der Errichtung suchten Sammler den Felsbuckel auf - der Turm war nach Beendigung des Steinbruchbetriebes erneut in Gefahr. Es wurde eingegriffen; seitdem ist das "Pickern“ verboten [„Nicht pickern“ 1934]. Bis in die 1970er Jahre hinein verfiel jedoch der Aufschluss, nebst Wirtschaft.
Abb. 2: In Geinitz' Elbthalgebirge (1872) veröffentlichte Zeichnung der Brandungsklippe, mitsamt Frohbergs' Turm.
Seit der Freilegung des Felsens 1975 steht dieses wichtige geologische Denkmal Sachsens unter Schutz. Seit der Restaurierung des Turmegebäudes 2003, ist es möglich den Plauenschen Grunde von der "Frohbergsburg" zu überblicken. Auf der anderen Seite des engen Weißeritztales sind ähnliche geologischen Strukturen einer sogenannten "Schwellenfazies" am ehemaligen Ratssteinbruch zu sehen.
Abb. 3: Der Ratssteinbruch auf am linken Ufer der Weißeritz, die den Plauenschen Grund durchfließt. Zu erkennen sind die gelblichen Pläner, die auf dem rötlich gefärbten Monzonit lagern.
Geologie
Der Fundpunkt war in den ersten Jahren seiner Entdeckung Gegenstand intensiver Erforschungen. Der ehemalige Direktor des Dresdner königlichen mineralogischen Museums Hanns Bruno Geinitz legte umfangreiche Beschreibungen an (1872) und veröffentlichte obige Zeichnung in seinem Hauptwerk "Das Elbthalgebirge " - einer Monographie zu den Fossilien der sächsischen Kreide.
Abb. 4: H.B. Geinitz gilt als Begründer der sächsischen Kreideforschung. Er untersuchte den Hohen Stein ausführlich.
Während einer Transgression im oberen Cenoman wurde in einem küstennahen Meeresbereich das Liegende des ehemaligen Festlandes, bestehend aus Monzonit a) aufgearbeitet. Den Amphibol-Quarz-Monzonit des Plauenschen Grundes findet man in älterer Literatur unter der Bezeichnung "Syenit" und "Syenodiorit". Diesem lagern unterschiedlich große, aufgearbeitete (gerundete) Monzonitgerölle auf. In einem Konglomerat aus Geröll und kalkig-mergeligem Sediment finden sich zahlreiche Makro- und Mikrofossilien b). Im Hangenden folgt der unterturone, fossilärmere Pläner.
Die Tasche (Kessel) selbst, ist durch die Wirkung der Brandungswellen im küstennahen Flachwasserbereich entstanden. Das Wasser wusch (geol. "auskolken") die bis zu 5 m tiefe und 3 m breite Tasche aus (siehe Abb. 2 - b). Anschließend erfolgte die Verfüllung mit Sedimenten und eingetragenen Fossilien. Neben der eigentlichen Tasche findet sich ein mit Sedimenten verfülltes Spritzloch.
Abb. 5: Brandungstasche unterhalb des Aussichtsturmes. Das helle Gestein ist der fossilreiche , kalkige Mergel.
Mithilfe von Foraminiferen und Ostracoden (Muschelkrebse), die in der Brandungstasche gefunden wurden (Rompf, 1960) konnte die Fazies in die Biozone des Praeactinocamax plenus (Leitfossil im oberen Cenoman) gestellt werden.
Eine hohe Anzahl an unterschiedlichen Arten, einer Flachwasserfazies ("Klippenfazies ") konnte im Verlauf der fast 150-jährigen Geschichte nachgewiesen werden. Der Begriff "Klippenfazies" wurde an dieser Typuslokalität geprägt. Ein einwandfreier Rückschluß auf die tatsächliche Faunenzusammesetzung kann aber nicht (ausschließlich) aufgrund der vorgefundenen Arten gemacht werden (siehe Kommentar von Hannes unten).
Ein exzellentes Museumsstück ist eine Austern-Gruppe mit dutzenden Exemplaren von Rastellum carinatum (Lamarck). Diese Stufe befindet sich heute im Bestand des Museums für Mineralogie und Geologie Dresden (SNSD) [Abb., Abb.].
Auf der Nordwestseite des Felsbuckels zum Plauenschen Grund hin, können mehrere, sogenannte "Neptunian dykes" (Neptunische Spalten) im Monzonit von etwa 2 bis 3cm Dicke und mehreren Dezimetern Länge beobachtet werden (Abb. 6).
Abb. 6: Mit kalkigem Sediment verfüllte Gänge im Monzonit — sogennante „neptunian dykes“.
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Beeger, H.D. & Quellmalz, W.,
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Die Fischreste aus den Plänerschichten von Plauen, Strehlen, Weinböhla und Grosssedlitz – Allgemeine deutsche naturhistorische Zeitung (Rudolf Kuntze) Dresden N.F. 2: 134–145. e-book : https://www.kreidefossilien.de/243
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Geinitz, H.B.,
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Charakteristik der Schichten und Petrefacten des sächsischen Kreidegebirges. Erstes Heft. Der Tunnel bei Oberau in geognostischer Hinsicht und die dieser Bildung verwandten Ablagerungen zwischen Oberau, Meißen und dem Plauen'schen Grunde bei Dresden – (Arnoldische Buchhandlung) Dresden und Leipzig : 1–28. e-book : https://www.kreidefossilien.de/315
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Geinitz, H.B.,
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Das Elbthalgebirge in Sachsen. Erster Theil. Der untere Quader – Palaeontographica – Beiträge zur Naturgeschichte der Vorzeit (Theodor Fischer) Cassel 20 (1): 1–319. e-book : https://www.kreidefossilien.de/642
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Geinitz, H.B.,
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Die Funde aus der Kreideformation des Plauenschen Grundes – Sitzungsberichte und Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in Dresden (Warnatz & Lehmann) Dresden 1896 (1): 10–11. e-book : https://biodiversitylibrary.org/page/55053130
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Foraminiferen aus dem Cenoman von Sachsen, unter besonderer Berücksichtigung der Umgebung von Dresden – Freiberger Forschungshefte (Akademie-Verlag) Freiberg C 89: 5–123. e-book : https://www.kreidefossilien.de/1867
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Schlönbach, U.,
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Über die Brachiopoden der Norddeutschen Cenoman-Bildungen – Geognostisch-paläontologische Beiträge (Oldenbourg) München 1 (2): 399–506. e-book : https://www.kreidefossilien.de/410
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Tröger, K.A.,
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Über die Kreideablagerungen des Plauenschen Grundes (sediment-petrographische und biostratonomisch – paläontologische Untersuchungen) – Jahrbuch des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie Dresden (Theodor Steinkopff) Dresden und Leipzig 1955: 22–124.
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?Reptilia indet.- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- siehe dazu Geinitz, 1875, I.302,Taf.65, Fig. 44 und Sachs et al. 2016, S. 116
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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Oktokorallenkolonie- Moltkia foveolata (Reuss, 1846)
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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- Dentalina sp.
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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- Lenticulina sp.
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert/Sahm
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- Lenticulina sp.
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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- Palmula elliptica (Nilsson, 1826)
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- siehe Rompf (1960) p. 40
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert/Sahm
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- Palmula elliptica (Nilsson, 1826)
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert/Sahm
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- ?Anomoeodus muensteri (Agassiz, 1839)
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- „Die Zähne von A. muensteri werden häufig im Cenomanium von Sachsen gefunden und wurden unter dem Artnamen complanatus beschrieben.” (Licht et al. 2016: S. 147)
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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- Cidaris sorigneti Desor
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- häufig am Hohen Stein
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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diverse Seeigelstacheln nach dem Schlämmen- Cidaris sp.
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Steidelmüller
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- Cidaris vesiculosa Goldfuss
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- in Bruchstücken massenhaft am Hohen Stein
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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Handstück mit Seeigelstacheln- Cidaris vesiculosa Goldfuss
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Fengler
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- Cyphosoma cenomanense Coetteau
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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- Pentacrinus lanceolatus Roemer, 1841
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- Stielglied der einzigen bislang aus dem sächsischen Cenoman bekannten Seelilie
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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- Amphidonte sigmoidea (Reuss, 1844)
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- (= Exogyra sigmoidea) mit Lenticulina sp.(Foraminifere)
- Cenoman, oberstes Obercenoman
- Dölzschen-Formation
- Zone: M. geslinianum/P. plenus
- Slg./Foto: Göpfert
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- Neithella notabilis (Münster in Goldfuss, 1834)
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- vergleichsweise kleines Exemplar
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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- Pseudolimea granulata (Nilsson, 1827)
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- Abb. aus Geinitz, 1872, S. 204, Taf. 43, Fig. 6 - nach Dhondt, 1989 fällt "Lima plauensis" in die Synonymie von P. granulata (s.a. Niebuhr et al., 2014)
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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- Pycnodonte vesiculosum (Sowerby, 1822)
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- (siehe Ostrea hippopodium in Wanderer); rechte Schale, Innen- und Außenseite, typisch für diese Art ist der dreieckige, gestreifte Bereich (linkes Bild, oben)
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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- Rastellum carinatum (Lamarck, 1806)
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- Bruchstück
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Fengler
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cyclostome Bryozoe- Discosparsa extranea Počta, 1892
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- sonst nur bekannt aus dem BCB - u.a. von Kaňk Na Vrších, Kutná Hora
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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Innen- und Außenseite- Thecidiopsis essensis (Roemer, 1841)
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
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- Titanolepas tuberculata (Darwin, 1851)
- Hoher Stein, Dresden-Plauen
- Funde der Art sind u.a. aus dem Cenoman-Turon Grenzbereich in Kamajka bekannt (KOČÍ et al 2014)
- Cenoman, oberes Cenoman
- Dölzschen-Formation
- Slg./Foto: Göpfert
Beim Nutzen des Hilfsdienst https://xyz2bbox.kreidefossilien.de bin ich auf das Problem gestoßen,… vor 1 Jahr, 5 Monaten
Blatt 42 (4840) Borna ist leider nicht korrekt verlinkt. vor 1 Jahr, 8 Monaten
Der Kockelsbergtunnel wird südlich wieder in die Strecke Berlin-Dresden einbinden, nicht auf… vor 2 Jahren, 11 Monaten
Sehr schöne Anleitung, danke! vor 3 Jahren, 10 Monaten
Digitalisat von Tafel II aus Schulze, 1770 in guter Qualität hinzugefügt. Quelle: https://books.google.de/books?id=nHJlAAAAcAAJ&pg=PA37 vor 4 Jahren, 8 Monaten