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Drescher, 1863. Ueber die Kreide-Bildungen der Gegend um Löwenberg

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R. Drescher über die Oberkreide in Niederschlesien
R. Drescher über die Oberkreide in Niederschlesien
R. Drescher, 1863. Ueber die Kreide-Bildungen der Gegend um Löwenberg. Zeitschrift der deutschen Geologischen Gesellschaft (Wilhelm Hertz) Berlin 15: 291-366.

Abstract

3. Ueber die Kreide-Bildungen der Gegend von Löwenberg.

Von Herrn R. Drescher in Berlin.

Hierzu Tafel VIII. und IX.

Die eigentümliche Entwickelung der Gebirgsarten und geognostischen Formationen am Nordrande des Riesengebirges hat schon seit dem Beginn des laufenden Jahrhunderts die Aufmerksamkeit der Geognosten erregt.

Schon im Jahre 1819 widmete v. Raumer in seiner Schrift „Ueber das Gebirge Niederschlesiens u. s. w.*) auch diesem Theil der Sudeten eine eingehende Betrachtung. Nach ihm behandelte v. Dechen in einer ausführlichen und gründlichen Abhandlung „das Flötzgebirge am nördlichen Abfall des Riesengebirges**) denselben Gegenstand und gab zugleich ausser vielem Anderen die erste Kunde von dem verschiedenartigen petrographischen Charakter und der verhältnissmässig grossen geographischen Verbreitung der Kreideschichten in diesem Theil des Gebirges.

Die erste genauere Altersbestimmung dieser Schichten versuchte A. Roemer in den „Versteinerungen des norddeutschen Kreidebirges, 1841", wo S. 128 dieselben insgesammt zur Abtheilung des Quaders gestellt werden, ohne Berücksichtigung der kalkigen und thonig-sandigen Kreidegesteine summt ihren gänzlich verschiedenen organischen Einschlüssen, deren schon v. Dechen (S. 140) Erwähnung gethan hatte.

Drei Alterstufen unterschied in denselben Ablagerungen bald darauf im Jahre 1843 Geinitz in den geognostischen Skizzen, welche den „Petrefakten von Kieslingswalda" vorausgeschickt sind; er sonderte auf Grund seiner Beobachtungen in dem Gebiet der sächsischen Kreide-Ablagerungen unteren und oberen Quadersandstein, getrennt durch die Zwischenstufe des Pläners.

Ihm konnte es damals aber noch begegnen, dass er die Aufeinanderfolge der Schichten gerade umgekehrt annahm, wie sie wirklich stattfindet. Er erklärte den Sandstein von Giersdorf für unteren Quadersandstein unter Erwähnung zum Theil derselben organischen Einschlüsse*), derenwegen wir ihn heute als „oberen Quadersandstein" bezeichnen, und umgekehrt den Quadersandstein von Waltersdorf und anderen Orten für oberen Quadersandstein wegen genau derselben Leitformen, derenwegen wir ihn jetzt unteren Quadersandstein nennen.

Doch schon ein Jahr später ertheilte E. Beyrich in seiner Schrift „Ueber die Entwickelung des Flötzgebirges in Schlesien**) wenigstens einem Theil der besprochenen Kreide-Ablagerungen die richtige Stellung. Derselbe setzte nämlich den Quadersandstein von Moys bei Löwenberg und dessen Aequivalente wegen gleichartiger Einschlüsse in ein gleiches Niveau mit dem von Habelschwerdt und somit in das Niveau des für Schlesien unteren Quadersandsteins. Ausserdem stellte er die bis dahin bezweifelte Altersgleichheit der Kohlen - Ablagerungen und Thoneisensteine von Wenig -Backwitz, Ottendorf und Wehrau fest. Derselbe Verfasser gab ein Jahrzehent später eine detaillirte Beschreibung der Lagerungsverhältnisse, sowie die endliche Feststellung der unter diesen Ablagerungen zu unterscheidenden geognostischen Alterstufen in einer Abhandlung „Ueber die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge." ***) Hierin wies er das Vorhandensein von vier Haupt-Schichtensystemen nach, welche im Alter den drei D'ORBIGNY'schen Abtheilungen des oberen Kreidegebirges, den Etages Cónomanien, Turonien und Scnonien entsprechen. Die genauere Begrenzung und Verbreitung dieser vier Systeme wurde aber erst in neuester Zeit nach den geognostischen Aufnahmen desselben Geologen zur Anschauung gebracht auf den beiden Sektionen Löwenberg und Liegnitz des geognostischen Kartenwerkes vom niederschlesischen Gebirge und den umliegenden Gegenden.

Durch alle diese Arbeiten war jedoch über die organischen

*) Er erwähnt S. 1 Nerinea Borsoni, eine Rostellaria und einen Conus, womit nur die Nerinea Buchi, Actaeonella Beyrichii und irgend eine Omphalia gemeint sein können.
**) Karsten's Archiv 1844, S. 45.
***) Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1855, S. 60 und 61.

Einschlüsse der nordschlesischen Kreide-Ablagerungen bisher nur äusserst wenig, noch viel weniger aber über deren Beziehungen zu den organischen Einschlüssen verwandter Kreidegebilde in anderen Gegenden Deutschlands bekannt geworden. Diese Lücken in der Literatur nach Kräften auszufüllen, ist der Zweck der folgenden Mittheilungen. Sie beruhen theils auf eigenen Beobachtungen und Sammlungen während eines zweimaligen Besuches der betreffenden Gegenden, theils auf Benutzung der Materialien in den reichen Sammlungen des mineralogischen Museums der Universität zu Berlin und in dem Mineralien-Kabinet der Königl. Ministerial-Abtheilung für Berg- und Hüttenwesen, welche mir durch die Güte des Herrn Professor Beykich zugänglich gemacht wurden, dem ich auch in anderer Beziehung noch wegen seiner freundlichen und vielfältigen Unterstützung bei der Abfassung des Nachfolgenden zum grössten Danke verpflichtet bin. Vieles verdanke ich auch der gütigen Berücksichtigung des Herrn Dr. Ewald und meines Freundes Kunth. Endlich darf ich der grossen Bereitwilligkeit nicht zu erwähnen vergessen, mit der die Herren Sachse und Mohr, und in noch höherem Grade Herr Dbesler in Löwenberg mir ihre werthvollen Sammlungen von Petrefakten der Löwenberger Kreide-Ablagerungen zur Benutzung anvertrauten.

 

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