Otto, 1852. Additamente zur Flora des Quadergebirges in der Gegend um Dresden und Dippoldiswalde
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Abstract
Vorwort
Ich will Dir meine Schätze bieten.
Sei meine Freundin Du!
Schiller.Wie das Glück zur Weisheit sprach, spreche ich jetzt zu Ihnen, verehrte Meister in der Petrefacteukunde! Was das Glück mich finden liess, will ich der Wissenschaft nicht vorenthalten, sondern reiche es ihr in Ihnen hier dar und bitte Sie, seien Sie meine Freunde, belehren Sie mich liebevoll, wo ich irrte und genehmigen Sie die Versicherung, dass ich mich Ihnen nur mit Bangen nahe, da ich wohl weiss, ich bin nur noch Lehrling in der Paläontologie, wenn auch sonst ein alter Knabe.
Die freundliche Aufmunterung meiner sehr geehrten Freunde, besonders die der Herren Professor Dr. Geinitz und Oberstleutnant von Gutbier in Dresden, sowie die ziemlich gewisse Vermuthung, dass mit mehrern hier folgenden ganz identische Vorkommnisse noch nicht beschrieben und abgebildet wurden, gaben mir den Muth, diese Blätter erscheinen zu lassen und mich dadurch auf das Glatteis der Publicität zu wagen.
Erlaubte ich mir aber auch, hier Abbildungen einiger schon bekannter fossiler Pflanzen zu geben, so geschah dies nur, weil die Originale schöne, deutliche und merkwürdige Exemplare waren und weil ich glaubte, es würde dem paläontologischen Publicum hinsichtlich comparativer Begutachtung nicht unlieb, der Wissenschaft nicht ganz unnütz sein, wenn ich die bildliche Darstellung und die nähere Beschreibung dieser meiner Exemplare zur Oeffentlichkeit brächte.
Veröffentlichung aller neuen Funde ist wohl das beste Mittel, die Nomenclatur in der Petrefactenkunde zu vereinfachen, die beste Abwehr vor der störenden Eitelkeit Vieler, welche, um die Paternität zu usurpiren, aus jeder Varietät eine neue Species bilden, vor der verzeihlichen Täuschung Mancher, die, ohne im Geringsten eitel zu sein, zufällige Bildungen, anorganische Concretionen für Petrefacten halten, weil ihnen die belehrende Zurechtweisung sachkundiger Männer fehlte. Jede freundliche Widerlegung einer von mir in diesen Blättern aufgestellten Hypothese werde ich ohne Murren aufnehmen, jeder mir nachgewiesenen Priorität willig weichen, denn ich will hier mittheilend lernen.
Das so geübte und erfahrene Auge meines lieben Freundes, des Prof. Dr. Geinitz. hat mich schon über so manche Täuschung aufgeklärt und alle die hier abgebildeten Fossilien vielmals gesehen, desshalb können die geehrten Leser sicher sein, dass ich ihnen keine zufälligen Bildungen vorführe.
Auch fand ich von den hier zu beschreibenden fossilen Resten immer wieder an demselben Fundorte, oft nach sehrlangen Intervallen, folglich in neu angebrochenen Bänken und Schichten, ganz den frühem identische Exemplare, was bei Naturspielen und anorganischen Concretionen wohl nicht der Fallsein dürfte.
Die zu diesen Blättern gegebenen Abbildungen sind von Herrn Seybicke in Dresden den Originalen ganz getreu gezeichnet, und von Herrn Assmann in Dresden auf den Stein sorgfältig übergetragen worden. Die Leistungen beider Herren sind bereits so bekannt, dass ich sie zu loben nicht nöthig habe. Nehmen Sie, verehrte Koryphäen in der Paläontologie! diesen Erstling meines Studium gütig auf und glauben Sie. nicht Eitelkeit, nur Liebe zur Wissenschaft gab ihm das Leben. Beurtheilen Sie meine Arbeit mit Nachsicht und bedenken Sie, dass ich erst vor sechs Jahren anfing, mich mit Geognosie, Geologie und Paläontologie zu beschäftigen, und dass ich mich dem Studium dieser Wissenschaften nur in den Stunden widmen kann, welche mir meine Berufsgeschäfte frei lassen.
Possendorf bei Dresden, im Februar 1852.
Ernst v. Otto.
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