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Über cenomane Entwässerungssysteme im böhmischen Kreidebecken

tags: bcb, böhmen, cenoman, palaeodrainage, sequenzstratigraphie
Ulicny et al. 2009: Entwässerungssysteme in der Kreide von Tschechien
Ulicny et al. 2009: Entwässerungssysteme in der Kreide von Tschechien
Ein großer Teil der Sedimente der sächsisch-böhmischen Kreide sind marinen Ursprungs. Die ältesten Kreideablagerungen wurden bereits im Alb/Untercenoman abgelagert. Diese sind fluviatilen oder ästuarinen Ursprungs. Forscher des Czech Geological Survey (CGZ), dem Geophysikalischen Institut und dem Institut für Geologie der Akademie der Wissenschaften haben den aktuellen Stand der Forschung über (früh-) cenomane Entwässerungssysteme im böhmischen Kreidebecken zusammengefasst.

Entwässerungssysteme, also die Gesamtheit eines zusammenhängenden Systems aus Flüssen und /oder Seen, sind durch die topographischen Eigenschaften des Untergrundes geprägt. Die Kombination aus Art und Morphologie des Felsuntergrundes, auf dem sich ein solches System befindet, ist wohl der beherrschende Faktor auf dessen Erscheinungsbild.  Der Blick auf ein solches System, Millionen Jahre später, wird durch tektonische Prozesse und Erosion erschwert.  Um ein Paläoentwässerungssystem (palaeodrainage system - PDS) zu begreifen, ist es wichtig dessen früheste Geschichte zu kennen.

Bereits der Geologe und Paläontologe Anton Fritsch hatte 1869 Kenntnis der (variszischen) Strukturen unterhalb der Schichten des böhmischen Kreidebeckens (BCB). Über weite Zeiträume  haben sich Strukturen im böhmischen Massiv gebildet, die an der Grenze Unterkreide zur Oberkreide die Ausbildung mehrerer Entwässerungssysteme im BCB begünstigten. Die Elbezone in Sachsen - auf der, im Wesentlichen, der sächsische Teil der Kreideschichten lagert, oder die Jizera Fault Zone in Tschechien sind zwei, von zahlreichen Strukturen in der böhmischen Masse.

Die im  Bulletin of Geosciences veröffentlichte Studie von David Ulicny et al. versucht folgende Fragen zu beantworten,

  1. Welche  Rolle die Strukturen und  lithologischen Eigenschaften in der Entstehung der Oberflächen im Cenoman spielten?
  2. Ob es Beweise für tektonische Prozesse gibt, die  bei der Bildung der Entwässerungssysteme beteiligt waren und in welche Richtung (boreale oder tethyale Region) abflossen.
  3. Die Geologen versuchten außerdem das genaue Alter der ältesten Sedimente zu bestimmen, sowie die Entwicklung der Sedimentation von Beginn bis Ende des Ablagerungszeitraumes zu charakterisieren.
  4. Spielte bei der Ausfüllung der Paläotäler, lediglich der Anstieg des cenomanen Meeresspiegels eine Rolle, oder wurde durch (lokal begrenzte) Gebietssenkungen dieser Prozess eingeleitet?

In Sachsen lassen sich u.a. in der Umgebung des Tharandter Waldes Zeugnisse des Niederschönaer Paläotales finden. Durch das Fehlen exakt dokumentierter Daten für Dieses, wurde auf den genauen Vergleich mit den  Entwässerungssystemen im tschechischen Teil verzichtet und der Vollständigkeit halber, lediglich auf Basis bereits veröffentlichter Daten (Voigt, 1998) diskutiert.

Im tschechischen Teil des BCB wurden die Palaeodrainage Systems (PDS), mithilfe von über 2600 Datensätzen beschrieben, die u.a. im Zuge der Uranexploration zwischen den 1950er und 1980er gemachten Bohrungen, erlaubten Interpretationen innerhalb eines Rasterabstandes von 100x100m. Bohrabstände von bis zu 10km sind jedoch ebenfalls vorhanden. Dabei wurden u.a. sequenzstratigraphische, lithofazielle und biostratigraphische Analysen gemacht. [...]


Die ausführlichen Erläuterungen und Ergebnisse der Studie sind im kostenlos verfügbaren Artikel + Appendix der Fachzeitschrift Bulletin of Geosciences des Czech Geological Surveys Praha zu finden.

Literatur

Ulicny, David; Spicakova, Lenka; Grygar, Radomir. 2009.
Palaeodrainage systems at the basal unconformity of the Bohemian Cretaceous Basin: roles of inherited fault systems and basement lithology during the onset of basin filling. - Bulletin of Geosciences (Czech Geological Survey) Prag 84 (4): 577–610.

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