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Planungen zu den Bahnstrecken bei Niederau: Streckenbegradigung mit Tunnel

tags: niederau, lausitzer störung, baustellen
Diese Variante der Kockelsbergbegradigung folgt einem inoffiziellem Vorschlag von Richard Vogler, 2017 (extern.linieplus.de)
Diese Variante der Kockelsbergbegradigung folgt einem inoffiziellem Vorschlag von Richard Vogler, 2017 (extern.linieplus.de)
Die Deutsche Bahn hat mit der Vorplanung für den Streckenabschnitt Kottewitz–Weinböhla begonnen. Ein Teilabschnitt soll durch einen Neubau der Bahntrasse mit Tunnel durch den Kockelsberg begradigt werden, um so höhere Geschwindigkeiten zu ermöglichen.

Die Deutsche Bahn (DB) treibt die Planungen auf der Ausbaustrecke Leipzig–Dresden weiter voran. Im Projektabschnitt Kottewitz–Weinböhla steht mit dem Abschluss der Vorplanung die Entscheidung an, die Strecke mit einem Tunnel durch den Kockelsberg zu begradigen. Derzeit konzentrieren sich die Planungen auf diese Ausbauvariante.

Die verfolgte Streckenbegradigung würde damit die Reisezeiten gleich auf zwei wichtigen Fernverkehrsverbindungen verkürzen. Denn auch die Eisenbahnstrecke Berlin–Dresden kann dann mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h befahren werden. Auch der europäische Schienengüterverkehr würde durch den Ausbau des Abschnittes profitieren. Die Streckenbegradigung lässt schwerere Güterzüge zu, führt zu Energieeinsparungen und setzt internationale Standards der Streckenausrüstung um.

Der im Bestand 6,7 Kilometer lange Streckenabschnitt führt in einem Bogen um den Kockelsberg auf dem Gebiet der Gemeinde Niederau herum. Die davor und dahinter liegenden Streckenabschnitte können mit 200 km/h befahren werden. Ohne Begradigung könnte zwar mit einer umfangreichen Erneuerung auf der Bestandsstrecke eine Höchstgeschwindigkeit von 150 Kilometern pro Stunde erreicht werden. Die Effekte daraus würden aber durch ungünstige Brems- und Beschleunigungswege fast aufgehoben werden. Die Streckenbegradigung durch den rund zwei Kilometer langen Tunnel aus je einer Tunnelröhre je Fahrtrichtung und dem anschließenden Neubaugleis können die Fahrstrecke zwischen Weinböhla und Kottewitz um mehr als einen Kilometer verkürzen.

Die DB bindet die Öffentlichkeit frühzeitig ein und informierte am 4. November Mandatsträger aus den Anliegerkommunen, dem Landkreis Meißen sowie von Landes- und Bundesebene in einem Auftaktgespräch über den aktuellen Planungsstand. Ein virtueller Bürgerdialog wird Anfang des nächsten Jahres folgen. Die Vorplanung der Streckenbegradigung läuft unter der Beteiligung der Öffentlichkeit und der Interessensvertreter bis etwa Ende 2021. 2022 folgen dann die Entwurfs- und Genehmigungsplanung.

Der Ausbau der Strecke Leipzig–Dresden ist als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 9 (VDE 9) Bestandteil des Bundesverkehrswegeplanes von 1992. Ziel ist es, zusätzliche Kapazitäten für Personen- und Güterzüge zu schaffen und kürzere Fahrzeiten zu ermöglichen. Dafür wird die vorhandene Strecke seit 1993 abschnittsweise ausgebaut und mit Elektronischer Stellwerkstechnik (ESTW) ausgerüstet. Durch die Geschwindigkeitserhöhung auf bis zu 200 km/h kann die Fahrzeit von 91 Minuten - vor Baubeginn - auf deutlich unter eine Stunde nach Fertigstellung verkürzt werden.

Weitere Informationen zur VDE 9 und dem Abschnitt Kottewitz–Weinböhla finden Sie auf dem Bauinfoportal der Deutschen Bahn unter https://bauprojekte.deutschebahn.com/p/vde9.

Quelle: https://www.deutschebahn.com/pr-leipzig-de/aktuell/presseinformationen/Ausbaustrecke-Leipzig-Dresden-Deutsche-Bahn-hat-mit-der-Vorplanung-fuer-den-Streckenabschnitt-Kottewitz-Weinboehla-begonnen-5707738

Mögliche Route der Kockelsbergbegradigung und Ansicht der Geologischen Karte GK50

Granodiorit (braun) überlagert kreidezeitliche Sedimente (grau) Die Trasse der potentiellen Kockelsbergbegradigung würde die Lausitzer Überschiebung queren (Abb. links). Zuletzt konnte diese  geologische Störung beim Bau der EUGAL -Trasse 2019 sehr gut beobachtet werden. Entlang dieser Störung lagern  Meißener Hornblende-Biotit-Granite bis Granodiorite (pinke Farben in der Karte) auf Plänern und mergeligen Plänern (Cenoman-Turon) der Elbtal-Gruppe (grüne Farben) in einem Einfallswinkel von bis zu 60° auf. Die Abbildung rechts zeigt die Situation im Graben der EUGAL im Sommer 2019.

Von Interesse wird im Falle einer Verlegung und Neubaus der Strecke, vor allem der „Umgang“ mit den vorhanden bis zu 20 Meter tiefen Trasseneinschnitten entlang des ehemaligen Eisenbahntunnels Oberau (Dresden-Leipzig) sein. Dieser Tunnel wurde in den 1830er Jahren erbaut und in den 1930er Jahren aufgeschlitzt - die Trasse modernisiert. Dort befinden sich heute das bisher einzige bekannte, jedoch sehr geringmächtige, Vorkommen des sogenannten untercenomanen „Klippensandsteins” - den ältesten erhaltenen, marinen Sedimenten der sächsischen Kreide (Wilmsen et al. 2019) . Die Bewahrung des Einschnittes am ehemaligen Nordwestportal des Tunnels Oberau wäre wünschenswert.

Kartengrundlagen: ©OpenstreetMap & Mitwirkende, GK50 LfuLG Sachsen, Vorschlag Kockelsbergbegradigung R. Vogler

Kommentare (1)

  1. granitschädel:
    2. Januar 2022, 20:08 Uhr

    Der Kockelsbergtunnel wird südlich wieder in die Strecke Berlin-Dresden einbinden, nicht auf die Leipzig-Dresdner Eisenbahn, wie hier in den Karten dargestellt. Denn es ist die obere Strecke durch Weinböhla, die für hohe Geschwindigkeiten ausgebaut ist. Die Altstrecke der LDE einschließlich Einschnitt Oberauer Tunnel wird also nicht zurückgebaut.

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