Scupin, 1910. Über sudetische, prätertiäre junge Krustenbewegungen und die Verteilung von Wasser und Land zur Kreidezeit in der Umgebung der Sudeten und des Erzgebirges
tags: scupin, paläogeographie, transgressionRead online
Abstract
Über sudetische, prätertiäre junge Krustenbewegungen
und die Verteilung von Wasser und Land zur Kreidezeit
in der Umgebung der Sudeten und des Erzgebirges.
Eine Studie zur Geschichte der Kreidetransgression
von
Prof. Dr. Hans Scupin.
Mit 2 Figuren im Text.Die prätertiären jungen Krustenbewegungen, wie sie besonders in den letzten Jahren in verschiedenen Gegenden Deutschlands festgestellt worden sind, rückten auch die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit näher, daß sich in gleicher Weise auch im Gebiete der Sudeten Ähnliches beobachten lassen werde. Die Untersuchung der niederschlesischen Kreide in dem ganzen Gebiete zwischen Hirschberg, Görlitz, Sagan und Goldberg, die mich in den letzten Jahren beschäftigte (Löwenberger Kreide in weiterem Sinne), bestätigte diese Erwartung und ergab das Vorhandensein einer Krustenbewegung, die sich wohl schon in der älteren Kreidezeit äußerte, dann während der ganzen jüngeren Kreide anhielt und schließlich ihre Fortsetzung in der großen tertiären Faltung fand, welche das in der Kreidezeit entstandene Bild der Sudeten vervollständigte bezw. umformte.
Das Vorhandensein einer jungen prätertiären Bewegung ergibt sich zunächst aus dem Auftreten einer Diskordanz zwischen älterer Trias und dem Cenomanquader, ie allerdings da, wo die Auflagerung des letzteren zu sehen ist, wie besonders in der Umgebung Löwenbergs im einzelnen Außchlusse nicht zum Ausdruck kommt, die aber aus der Auflagerung des Cenomanquaders auf verschieden alten Horizonten der Trias folgt. So liegt die Kreide bei Löwenberg auf mittlerem Buntsandstein, bei Armeruh nördlich des Heiligen Berges auf Köt, im Katzbachtal, wie es scheint, auf unterem2) Buntsaudstein, wobei die Grenze vielfach eine ganz scharfe, mit der Hand zu bezeichnende ist. Muschelkalk tritt als Liegendes der Kreide nur nordöstlich einer Linie Hermsdorf an der Katzbach-Gr.-Hartmannsdorf und deren nordwestlicher Fortsetzung auf. Bei Hermsdort verrät sich die Auflagerung auf Muschelkalk nur durch eine kleine in der Hermsdorfer Spalte eingeklemmte Scholle von Buntsandstein und unterem Muschelkalk, wogegen der Muschelkalk bei Gr.-Hartmannsdorf in mächtigen Steinbrüchen aufgeschlossen eine größere Fläche einnimmt. Die Fortsetzung dieses Muschelkalkzuges wird durch den Muschelkalk von Alt-Warthau gebildet und ebenso stößt bei Wehrau und Klitschdorf am Queis der mit dem Röt steil aufgerichtete untere Muschelkalk ah das kohlenführende Untersenon, den Überquader Beyrichs, der an einem mächtigen Bruch von etwa 400 m Sprunghöhe abgesunken ist.
Daß es sich hier nicht um eine Erosionsdiskordanz auf ungestörter, nur verschieden tief erodierter Unterlage handelt ergibt sich daraus, daß nirgends gegenüber der Auflagerung auf Buntsandstein v eine merkliche Unvollständigkeit der basalen Schichten zu bemerken ist. Bei Hermsdorf und Wehrau-Klitschdorf sind diese durch die beiden Längsbrüche allerdings der Betrachtung entzogen, dagegen sind sie zwischen Alt- und Neu-Warthau, wo die Fortsetzung des Wehrauer Bruches erst im Hangenden des Cenomans vorbeiläuft, hier den unteren Einscher (die bekannten Neu-Warthauer Schichten) gegen unterturonen Quader verwerfend,in durchaus typischer Weise entwickelt . Das Gleiche gilt von den basalen Schichten in der südöstlichen Fortsetzung bei Gr.-Hartmannsdorf, wenn auch natürlich kleinere Verschiedenheiten in der Mächtigkeit des Cenomans vorkommen, die auf Ungleichmäßigkeiten des Untergrundes zurückzuführen sind; im größten Teil war dieser aber wohl ziemlich eben, wodurch eine an den meisten Stellen einigermaßen gleichmäßige Mächtigkeit des Cenomans von etwa 30 m bedingt wurde.
Man wird daher zur Annahme einer Krustenbewegung genötigt, die allerdings nicht sehr erheblich war. Das Auftreten des Muschelkalkes nordöstlich der Linie Hermsdorf an der Katzbach Gr.-Hartmannsdorf erklärt sich dann vielleicht durch eine alte Bruchlinie, die den Muschelkalk ins Niveau des Buntsandsteins warf, wenn man nicht eine ganz flache dem Auge unmerkliche präcenomane Faltung der Triasschichten annehmen will, die neben dieser Bruchlinie auch noch zur Erklärung der Auflagerung auf den oben genannten verschiedenen Buntsandsteinhorizonten herangezogen werden könnte. Ganz gewiß wird eine Neigung der Schichten, die um nur etwa 1° von der des Cenomans abweicht, dem Auge entgehen und doch würde sie bereits in 10 km Entfernung eine Niveaudifferenz von etwa 200 m hervorbringen. Auch die Messung mit Bergkompaß und Senkel wird hier versagen, da ein solch geringer Betrag noch innerhalb der Grenzen der Fehlerquellen liegt. Übrigens würde die Richtung einer derartigen Verwerfungslinie Hermsdorf-Gr.-Hartmannsdorf nur wenig von der späteren postkretazischen Hermsdorfer Spalte (Hermsdorf-Hockenberge) abweichen.
Auszug S. 1ff.
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