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Neue Funde zweier Praeactinocamax-Arten in Úpohlavy (Teplice Formation), Tschechien

tags: fritsch, kostak, wiese, belemniten, praeactinocamax, upohlavy
M. Kostak & F. Wiese über neue Funde von Praeactinocamax aus dem oberen Turon der böhmischen Kreide
M. Kostak & F. Wiese über neue Funde von Praeactinocamax aus dem oberen Turon der böhmischen Kreide
In der Fachzeitschrift Acta Palaeontologica Polonica erscheint demnächst ein Artikel über neue Funde seltener Belemniten aus dem Hundorfer (Hudcov) Kalkstein, Teplice Formation (neptuni-Zone, oberes Turon). Die im Steinbruch Úpohlavy (Litoměřice) gemachten Funde werden zu Praeactinocamax bohemicus bzw. P. cf. strehlensis gestellt. Bei Letzterem könnte es sich um das bisher dritte bekannnte Exemplar dieser Art handeln. Die Originale von 1872 sind verschollen.

Neben der Beschreibung der neuen Funde, wird die Paläobiogeographie der Oberturonen Belemnitenarten diskutiert. Auf Basis von Sauerstoffisotopen-Untersuchungen (ð18O) lassen sich Rückschlüsse über das Klima ziehen. Phasen von Abkühlung und Erwärmung lassen sich anhand des ð18O-Gehaltes in Schalen mariner Lebewesen (Formaminiferen, Brachiopoden ) nachvollziehen. Ein Anstieg des ð18O-Gehaltes ist ein Hinweis auf eine Abkühlung der Temperaturen ("cooling event").

Die Verbreitungsgeschichte von Praeactinocamax ist sehr komplex. In mehreren Phasen könnten Arten von Praeactinocamax aus der osteuropäischen Provinz (EEP) in die nordamerikanische Provinz (NAP) und später über Grönland und Skandinavien in die europäischen Schelfmeere (Oberturon) eingewandert sein. Eine direkt Einwanderung aus dem EEP nach Europa ist auszuschließen, so die Autoren. Die weitere, südwärts gerichtete Verbreitung von Praeactinocamax ist durch  ein spätturones Abkühlungsevent zu erklären.

Fritsch in Fritsch & Schlönbach, 1872. Cephalopoden der böhmischen Kreideformation

Faksimile: Der Ausschnitt aus Tafel 16 von Fritsch (Fritsch in Schlönbach, 1872) zeigt Abbildungen von "Belemnites Strehlensis" aus Dresden-Strehlen und Koschtitz bei Laun (Koštice, Louny).

Figur Fundort Bestimmung in Fritsch (1872) revidiert Bemerkung Neufunde
10a,10b Dresden-Strehlen
Belemnites Strehlensis
  beide Exemplare, ursprünglich in der Dresdner Sammlung, sind verschollen 1 unvollständiges Exemplar von Praeactinocamax cf. strehlensis aus dem Steinbruch Úpohlavy (Teplice Formation)
11a,11b, 11c
12 gleiches Exemplar wie Fig. 11, jedoch zeigt es das obere Ende
17a*,17b Koschtitz bei Laun
(Koštice near Louny)
Belemnites Strehlensis Praeactinocamax bohemicus (Stolley, 1916)
Holotypus im Nationalmuseum Prag 2 vollständige Rostren aus Úpohlavy; horizontiert

*Bemerkung: Das Rostrum in der Vorderansicht, gekennzeichnet mit 7a ist Figur 17a. Figur 7 zeigt einen Ammoniten.

Quellen:

Antonín Frič & Urban Schlönbach, 1872.
Cephalopoden der böhmischen Kreideformation. Druck von Eduard Gregr (Prag): 1-51. Digitalisat

Martin Košťák & Frank Wiese, 2010.
Extremely rare Turonian belemnites from the Bohemian Cretaceous Cretaceous Basin and their palaeogeographical importance. Acta Palaeontologica Polonica Warschau. inPress. doi: 10.4202/app.2010.0004.

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